DER SCHÖNSTE REISEORT DER WELT
Da denkt jeder an eine andere Stadt oder Landschaft. Ich denke an Wien. Ich war als Studentin dort und stand auf Stehplätzen in Burgtheater und Staatsoper. Sah Cats zweimal im Theater an der Wien. Dann tanzte ich als Braut auf meinem ersten Ball der Wiener Wirtschaft in der Hofburg. Im Berufsleben zogen mich Termine hin. Immer wohnte ich in demselben 2-Sterne-Hotel mit Hinterhöfen und Prachtstiegen, mit Paternosteraufzug in der Josefstadt.
Empfehlenswert natürlich für Betuchte auch immer das Hotel Sacher – näher kommt man dem alten Wien nicht. Mit Freunden traf ich mich im Hawelka, dem alten Künstlerkaffeehaus und zum Frühstück immer im café eilles in der Josefstadt. Ich tanzte und besuchte Theater, Museen, Opern und Bälle. Ich schwamm in der schönen blauen Donau und besuchte die Festivals der Donauinsel.
Zur Zeit versperrt mir ein kleiner Teufel, liebevoll abgekürzt Cora, die Stadt. Also träume ich davon und nehme Euch in meine Träume mit.
WIEN – DIE KAISERSTADT
Es war schon die Rede davon. Die Hofburg, die Kaiserappartments – ein Muss für den Neuling, weniger wegen des Interieur, mehr wegen des Führers. Ein älterer Herr – er kann Sissi nicht mehr persönlich gekannt haben, aber die Liebe zu ihr hat ihn vermutlich zum Junggesellen gemacht und unterhaltsam schildert er jedes Detail ihres Lebens. Wer Schlösser liebt, fährt auch nach Schönbrunn.
WIEN – WO MAN AM BESTEN WOHNT?
Das weiß ich nicht. Das muss jeder selbst rausfinden. Ich kenne überhaupt nur die Josefsstadt als Quartier, eine verschworene Gemeinschaft für sich, diese Josefstädter, die man in ihren urigen Kneipen trifft, auf dem Straßenmarkt in der Josefsgasse mit frischen Produkten aus der ländlichen Umgebung, im Billamarkt, im café eilles, in den Kleiderläden für die elegante Wienerin, den Nagelstudios für die schönene Hände, den Blumenläden.
Aber es gibt natürlich auch die Kärtnerstrasse. Die Straßenbahn ist nah und führt zum Ring oder in die Peripherie. Die besten Restaurants mit ihren Schnitzeln mit Kartoffel-Vogerl-Salat und ihren Mehlspeisen sind genauso fußläufig wie das Rathaus und im Winter der Wiener Eistraum mit seiner Schlittschuhbahn und seinen Winterbuden. Husch über die Straße ist man am Burgtheater
WIEN – BALL-, WALZER-, OPERN- und MUSIKSTADT
„Walzen“ ist in Oberösterreich seit 1748 historisch belegt – allerdings hatte der Landeshauptmann es da gerade verboten. Das ist jetzt wieder der Fall, aber Walzer wird in Wien sicher bald wieder getanzt. Gespielt wurde er auch dieses Jahr – mit „An der schönen blauen Donau“ wird traditionellerweise jeder Jahreswechsel gefeiert.
Getanzt wird Walzer auf jedem Ball – vor allem Linksherum muss von den Debütanten, die jeden Ball schmücken dürfen, beherrscht werden. Seit dem Wiener Kongress gibt es im Jahr 450 Bälle in Wien. Ich zähle mal ein paar auf: Opernball in der Staatsoper, Ball der Wiener Zuckerbäcker, Ball der Wiener Wirtschaft und Kaffeeesiederball in der Hofburg. Beim Zuckerbäckerball werden die besten Torten Wiens verlost.
Ein Ball für Tänzer und Gourmets! Und so geht es weiter – Jägerball im goldenen Saal im Musikverein, Wiener Ärzteball und Silvesterball in der Hofburg, Juristenball im Rathaus, Blumenball, Flüchtlingsball und Ellmayer-Kränzchen … und außerhalb der Ballsaison im Sommer die Fête Imperiale in der Hofreitschule. Bei jedem Ball tanzt die Ballgesellschaft gemeinsam die Quadrille, die mit einer Polonaise endet. Allerdings – mindestens Abendkleid und Anzug! Manche Bälle haben ihren Traditionsabschluss – die Opernballbesucher gehen zum Würstelstand an der Albertina, die Besucher des Dörnerball ins Café Journal.
Wer moderne Musik liebt ist an der schönen blauen Donau gut aufgehoben – die Festivals auf der Donauinsel sind legendär. Für Operetten und Musicals sorgen Theater an der Wien, Volksoper und Raimundtheater und … und …
WIEN – JA, DAS THEATER, DAS THEATER
Die Sprechbühne ist satirisch, bissig, witzig, alt und neu – Burgtheater, Theater an der Josefsstadt, Akademietheater, um nur einige zu nennen.
WIEN – MUSEEN FÜR JEDE DISZIPLIN
Albertina, Naturkundemuseum, Kunsthistorisches Museum – man muss nach seinen Interessen wählen. Das Leopold-Museum ist für Kunstliebhaber mit Faible für den Ersten Weltkrieg und die Belle Époque zu empfehlen. Ich persönlich war als junge Studentin der Medizin im pathologisch-anatomischen Museum und fand eine bedenkliche Ansammlung von historischen Syphilispräparaten der Haut vor. Wer sich also grausen möchte – auch dies geht in Wien. Heute ist dies und vieles andere im Narrenturm untergebracht. Man kann auch Sigmund Freuds Wohnung besuchen, aus der ihn einst die Nazis vertrieben, wenn man seine Möbel und Lebensumstände erahnen will.
WIEN IST JEDE REISE WERT
Also – wer tanzen, Musik hören, Spazierengehen, gut essen, Wein trinken (man verzeihe mir, der Heurige hat nicht reingepasst), in Theater, Oper, Ballett und Musical gehen, Festivals besuchen, vornehm Kaffee trinken, sich über die Vergangenheit informieren und sich ein bisschen grausen will (z. B. im Stephansdom, wo in der Tiefe die Pestskelette liegen – auf nach Wien. Man wird es nicht bereuen und immer wieder kommen.